Herzlich Willkommen in der historischen Bergkirche

Blick zur Bergkirche

Dieses Gotteshaus wurde im 14. Jahrhundert erbaut; dafür sind die beiden Wappen der Duborner und Weinsberger am gotischen Eingangsportal steinerne Zeugen. Der Turm ist mit Sicherheit weit über 100 Jahre älter - ein mächtiger quadratischer Wehrturm. Der Turmhelm stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Besucher dieses Hauses betritt kein Museum, denn in diesem altehrwürdigen Gebäude werden seit über 600 Jahren bis auf den heutigen Tag Gottesdienste gehalten.

Die Kirche und ihre Wiederherstellungen:

Das Eingangsportal der Kirche

1672 Reparatur des baufällig gewordenen Kirchturms; Kostenaufwand: 8 Florin
1695 erhielt die Kirche ein neues Dach für 60 Florin 1710 wurde die Innenaustattung ergänzt: "Ein Stuhl für den Pfarrer" und eine Stiege auf die Kanzel wurden errichtet
1736 erhielt die Kirche 2 neue Glocken, hergestellt von den Brüdern Johannes und Andreas Schneidewind aus Frankfurt (Kostenaufwand 104 Florin) Weitere Reparaturen und eine " doppelte Thür und 2 Dachgaupen" für 16 Florin
1757 Kirchenfenster-Reparaturen (2 Florin)
1877 wurde dem Kirchturm ein neuer Helm aufgesetzt
1908 Eine Renovierung des Kircheninneren wurde notwendig. Dabei entdeckte man Spuren alter Wandmalerein, die aber vom damaligen Denkmalpfleger als nicht erhaltenswert erachtet wurden. Die außerordentliche Spendenfreudigkeit der Christen unserer Ev. Kirchengemeinde Mümling-Grumbach und die großzügige Unterstützung durch die Ev. Kirche in Hessen und Nassau haben die Wiederherstellung des Innenraumes der historischen Bergkirche im Jahre 1980/81 ermöglicht.

Blick vom Eingang in die Bergkirche

Das wichtigste war die Feuchtigkeitssanierung. Die äußeren Grundmauern wurden isoliert und im untersten Bereich mit Drainsteinen an die Kanalisation angeschlossen. Im Inneren wurde der Natursandsteinboden unter den Bänken entfernt, Chor und Schiff wurden mit Betonfußboden versehen. Die Wände bekamen bis zwei Meter Höhe einen atmungsaktiven Putz. Bänke und Kanzel wurden ausgelagert, der Dielenfußboden der Empore mußte wegen Anobienbefall entfernt werden. Alle verbleibenden Holzteile des Turms und des Schiffes wurden saniert. Keiner kann sagen, wie viele Menschen es gewesen sind, die dieses Haus ehrfürchtig betreten haben, wenn die Christen hier ihre Gottesdienste gefeiert haben: an Sonn- und Feiertagen, anlässlich von Taufen, Konfirmationen, Trauungen und auch Bestattungen. Auch heute findet hier an jedem letzten Sonntag im Monat der Gottesdienst statt.

Schauen wir uns nun ein wenig im Inneren der historischen Bergkirche um:

Das Matronenrelief

Das Matronenrelief an der Nordseite des Kirchenschiffs stammt aus dem 2. Jh. nach Christus. Der Stein mit den drei Muttergottheiten wurde um 1840 auf dem Friedhof gefunden. Die Historiker nehmen an, dass sich auf dem heutigen Kirchberg ein keltisches Kultheiligtum befunden hat. Die drei Fruchtbarkeitsgöttinnen tragen in ihrem Schoß Schalen mit Früchten. Die Verbreitung dieses Fruchtbarkeitskultes umfasste den gesamten Westen des römischen Imperiums. Der Faltenwurf und die Gemmen, mit denen die Gewänder über der Brust zusammengehalten werden, deuten in ihren Stilmerkmalen darauf hin, dass ein römischer Künstler am Werk gewesen sein muss. Das verwundert nicht, wenn wir uns vergewissern, dass der Limes, kaum 10 km Luftlinie östlich von Mümling-Grumbach entfernt, zugleich Nahtstelle zwischen keltischer und römischer Kultur und Religion darstellt.

Nach der Christianisierung des Odenwaldes durch irisch-schottische Mönche wurde im 8. Jh. das keltische Kultheiligtum mit seinem Matronenstein abgerissen. Der Kult der Fruchtbarkeit wurde abgelöst durch den Glauben an den gekreuzigten und auf- erstandenen Herrn Jesus Christus. Die heidnischen Muttergottheiten wurden umgedeutet: Die das Gesicht scheibenförmig umschließenden Hauben der Fruchtbarkeitsgöttinnen wurden jetzt gedeutet als Nimben, als Heiligenscheine der Heiligen Drei Könige. So blieb der fast 2000 Jahre alte Stein erhalten.

Der TaufsteinDer Taufstein an der Stirnseite des Schiffes wurde bei den Restaurierungsarbeiten im Chor eingemauert entdeckt. Dieser Stein war mit Sicherheit der Weihwasserstein, der im Bildersturm der Reformation von der Eingangstür weggenommen wurde. Die historische Bergkirche war ja bis zur Reformation ein katholisches Gotteshaus. Wir betrachten es als ein ökumenisches Zeichen, dass der Weihwasserstein heute als Taufstein benutzt wird.

Der beauftragte Restaurator und Kirchenmaler Peter Laros aus Mainz fand im Kirchenschiff über dem Romanischen Bogen unter dem Putz zwei übereinanderliegende Bemalungen aus verschiedenen Epochen. Sie ziehen sich über die gesamte Stirnseite. Im Chorraum fand er figürliche Bemalung und viele Sterne; hiervon sind 24 über dem Ostfenster freigelegt und restauriert worden.

Ein Bischof mit einem freundlichen Lächeln schaut uns aus dem Gewande des Fensters (Südseite) an, an der Nordseite sind drei Personen mit merkwürdigen Kopfbedeckungen zu erkennen. Die Taube an der Südseite des Chors dagegen sollten wir getrost als Friedenstaube begreifen

Ross und Reiter im westlichen Teil des gotischen Gewölbes sind schwer zu deuten: der Heilige Michael, der Heilige Marti oder der Heilige Georg? Die vielen Sterne an der Decke des Chors weisen uns hin auf die gewaltige Schöpfung Gottes.

das Sakramentshäuschen in der Ostseite

An der Ostseite das Sakramentshäuschen, die Gittertür ist neu und wurde durch einen örtlichen Handwerker gefertigt -, in dem unsere katholischen Vorfahren das Allerheiligste aufbewahrt haben; an der Südseite die Riscna, in der sich der katholische Priester des Mittelalters vor und nach jeder geistlichen Handlung die Hände wusch. Die beiden Sitznischen rechts und links des Altars waren früher für die Messdiener bestimmt. Das Innere der historischen Bergkirche wurde getreu dem Befund, wiederhergestellt. Das heißt, wir haben gar nicht erst versucht, unseren eigenen Geschmack zu spiegeln. Der Restaurator hat uns in der Farbgebung des Innenraumes durch seine Nachforschung und Sachkenntnis auf den ursprünglichen Befund hingewiesen: ein leuchtendes Sandsteinrot, Naturholzfarbe und die Wände in gebrochenem Weiß.

 Der Wetterhahn Wen es interessiert: Das Fenster an der Ostseite des Chors stammt aus dem 19. Jh., die Orgel auf der Empore ist ein Werk der Firma Walcker (1980), das Kreuz auf dem Altar hat der Restaurator entworfen und wurde durch einen örtlichen Handwerker gefertigt. Die Arme des Kreuzes unter dem Turmhahn sind aus doppelten Stäben gefertigt. Eine kräftige Stange bildet die Verbindung mit dem Kopf. In großen Lilien enden die drei oberen Arme. Vier weitere kleine Lilien gehen von den Rautenseiten nach außen.

Ich habe mich oft gefragt, was, die historische Bergkirche in Mümling-Grumbach so interessant, so anziehend macht. Ist es besondere Lage, der Turmhahn schaut auf das Geschehen im Dorf? Ist es das fast 2000 Jahre alte Matronenrelief, das für unser Dorf eine einmalige Kostbarkeit bedeutet? Ist es die Geschichte unseres Hauses, die verbunden ist mit der Geschichte so vieler einzelner Menschen der Unterzehnt? Sind es die ausgewogenen Proportionen- das Gebäude ist im Detail faszinierend und doch nur als Ganzes zu begreifen?


Der Besucher dieser Kirche wird für sich selbst eine Antwort finden. Für die Ev. Kirchengemeinde Mümling-Grumbach ist die historische Bergkirche ein Zeichen der Geduld und der Barmherzigkeit unseres Gottes.

Die Glocken der historischen Bergkirche zu Mümling-Grumbach

Und wie der Klang im Ohr vergehe, der mächtig tönend ihr entschallt,
so lehre sie, dass nichts bestehet, dass alles Irdische verhallt.
Friedrich von Schiller

In all den vielen Jahren, in denen Glocken mit ihrem Klang den Menschen in Freud, Not und Leid begleiten, haben sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Selbst in der heutigen Zeit üben Glocken immer noch mystisch-geheimnisvolle Kräfte auf den Menschen aus, die nicht messbar sind, offensichtlich aber wohl spürbar.Über alle Zeiten hinweg waren Glocken begehrte Objekte. Die Kirchen waren stolz, wenn sie ein oder mehrere schöne Exemplare hatten. Auch die Generäle aller Länder warfen begehrliche Blicke auf sie, ließen sich aus ihnen doch trefflich(e) Kanonen herstellen. Den zweiten Weltkrieg hat kaum eine Kirchengemeinde in Deutschland ohne Verlust ihrer Glocken überstanden.


Im Jahre 1736 wurden die ersten beiden Kirchenglocken für 104 Gulden beschafft. Glockengießer war Andreas Schneidewind aus Frankfurt. Gegen Ende des ersten Weltkrieges - am 30. Juli 1917 wurden diese beiden Glocken abgeliefert.

Am 19. Januar 1926 schloss die Kirchengemeinde Mümling-Grumbach mit der Glockengießerei Rincker in Sinn einen Vertrag über Lieferung von zwei Glocken in Bronze zum Preis vom 1.073 Reichsmark, die am 6. März 1926 geliefert wurden.

Am Sonntag, Judica 1926, fand die Glockenweihe in Mümling-Grumbach statt. Im Jahre 1942 wurden diese Glocken Opfer des zweiten Weltkrieges, sie wurden eingeschmolzen für Kanonen. Fast sieben Jahre herrschte Stille im Glockenturm. Erst 1949 konnten auf Veranlassung von Pfarrer Dr. Haack unter großen Opfern der Gemeinde wieder zwei neue Glocken angeschafft werden.

Auf Wunsch vieler Gemeindeglieder, das Geläute durch eine dritte Glocke zu vervollständigen, hat Pfarrer May zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Heusel im Jahre1965 diesen Wunsch verwirklichen können: Am 27. August 1965 wurde der Glockenguss vorgenommen und schon am 3. September 1965 am Kerbsonntag haben alle drei Glocken zum ersten Mal zusammen geläutet.

Bei der feierlichen Glockenweihe sagte Pfarrer May: "Die Glocken wollen vor allen Dingen Rufer und Mahner Gottes sein. Sie wollen die Gemeinde aufrufen, sich um Gottes Wort zu sammeln und wollen uns mahnen, dass wir im Getriebe des Alltags unseres Gottes nicht vergessen."

Das Glockengeläut der Bergkirche Mümling Grumbach (25 s MP3-File)
Einige Daten zu den Glocken
Glocke Anschaffung Durchmesser Gewicht Schlagton Inschrift
1 1965 722 mm 218 kg d Alle Lande müssen seiner Ehre voll werden. (Psalm 72,19)
2 1949 652 mm 180 kg e O Land, Land, Land, höre des Herren Wort. (Jer. 22,29)
3 1949 545 mm 85 kg g Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Mümling-Grumbach i.O. 1949 (Hebr. 13,8)

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