Der heilige Aegidius und wie Mümling-Grumbach zu seinem Wappen kam

Im Odenwald wohnten damals keltische Brittonen. Unter römischen Offizieren erbauten sie Kastelle und Wachtürme am Odenwaldlimes. Erbauer der Kastelle am Mümlinglimes waren keltische Nemaningensis. Kelten mögen auch im Römerdorf, dem heutigen Mümling-Grumbach gewohnt haben. Ihre Kultstätte lag auf der Höhe des heutigen Kirchberges. Im Mittelalter erscheint dan das Land als Zent Höchst der Herrschaft Breuberg. Die Zentallmende wurde als Weide genutzt, hier hüteten die Hirten der Zentorte ihr Vieh. Der Schutzpatron der Hirten war der heilige Aegidius. Ihm erbauten sie auf dem gleichen Gelände eine schlichte Kapelle (die heutige Friedhofskapelle) und weihte sie dem Heiligen Aegidius.

Der heilige Ägidius

Der Name kommt aus dem Griechischen und bedeutet Schildträger.im Französischen heißt der Heilige St. Gilles deutsch auch St. Ilgen oder St. Gilgen. Dargestellt wird er als Abt oder Einsiedler mit einer Hirschkuh, die zu seinen Füßen liegt oder den Heiligen anspringt, der sie schützt, auch mit Buch in der rechten Hand.Aegidius war ein im 7. Jh. n. Chr. in Athen geborener Grieche, der in das uralte griechische Kolonialland Südfrankreich zog und dort zunächst als Einsiedler lebte. 
Er machte sich in der Gegend der Rhonemündung eine schöne Einsamkeit zurecht, bereitete den Tieren eine  bequeme Tränke und machte sich besonders eine Hirschkuh heimisch, die sich täglich aus seiner Hand das Futter holte und ihn dafür mit ihrer Milch nährte.

Eines Tages, als die Hetzjagd des gotischen Königs Flavius in diese Gegend drang, trieben die Hunde das Wild auf. Der König schoß blind einen Pfeil in die mit Gestrüpp völlig zuge wachsene Höhlenöffnung. Als er nachsah, ob er getroffen hatte, fand er Ägidius blutend in seiner Höhle vor, die Hirschkuh unverletzt an ihn geschmiegt. Der Herrscher, der dieses Unglück verschuldet hatte, bot Ägidius ärztlichen Beistand und Geld an. Der Einsiedler aber wollte sich nicht helfen lassen. Er bat den König nur um eines: Er sollte ihm hier in der Einsamkeit ein Kloster bauen lassen.
Der König, froh, seine Schuld wie dergutmachen zu können, erfüllte Ägidius den Herzenswunsch. 680 schuf Ägidius so die Benediktiner-Abtei St.-Gilles, der er bis zu seinem Tod als Abt vorstand. 

Da die Urkunde Benedikts II. für sein Kloster vom 26.4.685 (nach Jaffé 2127) aber unecht ist, läßt sich nichts Sicheres sagen. Das Städtchen Saint-Gilles, wo sich das Grab des hl. Aegidius befindet, liegt südlich von Nimes in der Provence (Südfrankreich). Von dem uralten Kloster, dessen Anfänge sich im Dunkel der Geschichte verlieren, blieben nur die Kirche mit ihrer romanischen Fassade sowie die mächtige Krypta erhalten, wo der schlichte Steinsarkophag steht, in den die Gebeine des Heiligen eingebettet waren. Seine Reliquien ruhen jetzt in Saint-Sernin in Toulouse.

Die Legende bringt ihn auch mit Karl Matell in Verbindung. Nach dem Tod des Heiligen 725 n. Chr. wurde das Kloster zu einem bedeutendem Wallfahrstort, Aegidius im ganzen fränkischen Reich hochverehrt als Fürsprecher beim Bekennen einer schweren Schuld, als Hüter der Hirten und ihrer Herde und insbesondere als Schutzpatron der stillenden Mütter und Bewahrer ihrer Kinder vor bösen Träumen. Einer Legende nach,  ließ er den Sohn des Fürsten von Nîmes zum Leben erwecken. In Rom warf er unter Gebeten die ihm vom Papst für sein Kloster geschenkten Türen aus geschnitztem Zypressenholz in den Tiber, er fand sie tatsächlich nach seiner Rückkehr im Hafen seines Klosters wieder. Als ein Klosterbruder an der Jungfräulichkeit Mariä zweifelte und drei Fragen in den Sand schreib, erblühten als Antwort des Ägidius drei weiße Lilien aus dem dürren Boden. 
Nach anderen Legenden bemühte sich Karl, der Große, - er lebte fast 100 Jahre später - um die Fürbitten Ägidius': Ein Engel brachte danach einen Zettel mit der bestätigten Sündenvergebung auf den Altar, an dem Ägidius sein Amt versah. Seitdem gilt Ägidius als Beistand einer guten Beichte und Vergebung und zählt als solcher zu den vierzehn Nothelfern. Sein Tod wurde ihm im voraus verkündet, bei der Bestattung des Entschlafenen hörten Anwesende die Chöre der Engel, die seine Seele gen Himmel trugen. 

Er wird ebenfalls in England sehr verehrt, wo allein 160 Kirchen seinem Namen geweiht sind. weiht sind. Sankt Aegidius war einer der volkstümlichsten Heiligen des Mittelalters, worauf seine vielen Patronate hinweisen. 
So ist er der Schutzheilige vieler Orte und Landschaften wie Edinburgh, Toulouse, Klagenfurt, Kärnten, Graz, Nürnberg, Osnabrück u. a. Seine Fürbitte wird angerufen bei Aussatz, Pest, Krebs, Irrsinn, ehelicher Unfruchtbarkeit, bei Dürre, Sturm, Feuersbrunst, Unglück, Menschenfurcht, in großer geistiger Not und Verlassenheit, für eine gute Beichte, von stillenden Müttern, von Krüppeln; er ist Patron der Hirten, des Viehs und der Bettler. 

Schon im 11. Jahrhundert waren Wallfahrten zu seinem Grabe berühmt wie die nach Rom oder Santiago de Compostela. Das Kloster wurde in den Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts zerstört. Der Ägidiustag (1. September) ist noch heute vielerorts ein Tag der Volksfeste - so auch bei uns.

Und wie kam nun Mümling-Grumbach zu seinem Wappen ?

Am 02. April 1964 beantragte der Lehrer und Heimatforscher Friedrich Höreth ein Wappen für Grumbach, was am 17.April 1968 die Gemeindevertretung einstimmig beschloss. Das hessische Staatsarchiv Darmstadt bittet am 30.06.1968 den Regierungspräsidenten Darmstadt um Gebehmigung des Wappens mit der begründung: "Wir sind dabei von dem Umstand ausgegangen, dass die alte Mümling-Grumbacher Kapelle als ein Ägidius Patrozinum anzusprechen ist und als Attribute dieses Heiligen sich die Hindin mit den Pfeilen durchgesetzt hat. 

Ferner wird dem Vorschlag durch die roten Balken in Silber auf die ehemalige Zugehörigkeit Mümling-Grumbachs zur Herrschaft Breuberg angespielt." Am 23. Dezember 1968 genehmigte der Hessische Minister des Inneren das Wappen und eine Flagge der Gemeinde Mümling-Grumbach, Landkreis Erbach, Regierungsbezirk Darmstadt (IV A 22 - 3 k 06 - 30/68) 

Wappenbeschreibung:
Schild von Silber und Blau, geteilt, links zwei rote Balken, in dem verbreitertem rechten Feld eine steigende goldene Hindin mit einem darübergelegten und nach unten weisenden silbernen Pfeil.

Flaggenbeschreibung:
Auf dem von Rot und Gelb im oberen Drittel geständertem Flaggentuch und im Kreuzpunkt aufgelegt das Gemeindewappen.


Quellen: Der Matronenstein zu Mümling-Grumbach im Odenwald, Anita Büttner, OWHZ 5/1977
Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Schauber/Schindler, Pattloch Verlag
Aus der Ortsgeschichte von Lehrer Friedrich Höreth


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